Hannover – Uelzen – Ludwigslust – Malchin – Usedom – Swinoujscie
heute ist der 10 Tag meiner Tour, ich sitze in Polen auf einem Campingplatz kurz hinter der Grenze und schreibe endlich mal wieder einen Blog.
Als ich in Hannover gestartet war meine Stimmung schon viel besser 😉 danke für die vielen netten Nachrichten! Das hat gut getan.
Auf dem Weg nach Uelzen bin ich Kilometerweit wunderschöne Radwege in Naturschutzgebieten gefahren und meine Laune wurde immer besser. Ich wäre beinahe über eine kleine Kreuzotter gefahren die auf dem Fahrradweg in der Sonne lag. Ich musste sie mit einem Stock retten sonst hätten die E-Bike Rambo Rentner sie garantiert geplättet. An diesem Abend wollte ich eigentlich Wild campen, hab dann aber doch ein wenig bedenken gehabt das mich eine Kreuzotter nachts besuchen könnte 😉 und so habe ich mir einen kleinen Zeltplatz am See gesucht und den Abend richtig gut geschlafen.
Richtung Ludwigslust habe ich dann bemerkt das ich Niedersachsen bereits verlassen habe. In Mecklenburg Vorpommern gab es dann kein Radler mehr sondern Alsterwasser und ich wurde eher Kritisch begutachtet wenn ich mich die Hügel hochgekämpft habe.
Bei Dömitz sind dann noch 2 Autos ca. 10m vor mir zusammengeprallt. Die Situation war ziemlich unübersichtlich, ich habe den Notruf verständigt und versucht zu helfen. Ein kleiner Junge, ich denke so 3-4 Jahre alt war sichtlich geschockt aber zum Glück unverletzt! Mein letztes Corny hat ihn ein wenig beruhigt. Ich habe den Leuten dann noch mein Wasser angeboten, welches Sie leider komplett geleert haben (Sie haben nur einen Bruchteil getrunken und den Rest ziemlich unnütz verschüttet).
Ohne Wasser bin ich dann durch verlassene Dörfer und endlose Schotterwege gefahren bei ca. 32 Grad. Ich wurde zunehmend Nervöser und durstiger… nach ca. 30 Kilometern habe ich endlich eine Tankstelle gefunden und habe erstmal gefühlt 10 Liter getrunken und eine kleine Pause im Schatten gemacht. Abends habe ich einen Wunderschönen Abend am See verbracht.
Die nächsten Tage waren unglaublich anstrengen, ich weis jetzt warum die Gegend um Malchin auch die Mecklenburgische Schweiz genannt wird. Es ging 3 Tage lang nur Bergauf und Bergab mit heftigem Gegenwind. Der Gegenwind hielt bis Heute an und kann ganz schön Demoralisierend sein . Man kämpft sich den Hügel hoch, freut sich auf die abfahrt und muss dann trotzdem treten damit man noch den Berg runterkommt. So ging es bis nach Swinoujscie… auch Usedom ist noch ziemlich Hügelig.
In Polen angekommen war ich erst leicht verunsichert, ich bin das erste mal alleine in einem Land dessen Sprache ich nicht spreche. Meine bedenken wurden schnell zerschlagen, die Polen die ich getroffen habe waren alle sehr hilfsbereit und freundlich, mit Ausnahme des Fähren Mitarbeiters der mich ziemlich schroff einfach stehen gelassen hat 😉 ich bin dann ohne Ticket auf die Fähre und habe in Swinoujscie übergesetzt. Die nächsten 13 Kilometer waren die Hölle! Ich musste an einer Schnellstraße den Seitenstreifen benutzen (ein Offizieller Fahrradweg) LKW`s und Busse nutzen diesen streifen mit und ich habe das gefühl gehabt es handelt sich nur um eine Pufferzone damit man nicht direkt im Graben landet wenn man am Steuer schläft… Das, dass trotzdem häufig passiert sieht man an den vielen Kreuzen am Straßenrand. Ich habe gelernt meinen Rückspiegel immer im Auge zu haben um zur Not schnell von der Straße zu kommen.
Nun aber zum Titel des Blogs, als ich in der Warteschlange für die Fähre stand dachte ich das hier jemand ganz unangenehm stinkt… ich war ziemlich angeekelt und habe versucht den Auslöser auszumachen damit ich Abstand halten kann. Leider musste ich feststellen das ich selbst der Grund des Gestanks war 🙂 meine super Outdoor Jacke die ich wegen des Kalten Winds die letzten 50 Kilometer getragen habe wirkt wie ein Gewächshaus für ekelhafte Gerüche. Die Fahrt über hatte ich reichlich Platz um mich.
Nun mache ich einen Tag Pause und wasche all meine Klamotten, reinige die Ausrüstung und genieße das Meer. Es geht mir richtig gut gerade und ich bin das erste mal ziemlich sicher das ich die Tour packen kann.
Als ich in Münster bei Martin war habe ich mit Marie und Martin ein darüber gesprochen wie es ist alleine zu reisen. Es ging auch darum das man die schönen Momente nicht teilen kann und ob man dadurch eventuell den Moment ganz anders oder intensiver erlebt. Ich bin mir noch nicht sicher wie ich das sehe, aber es gab bereits viele schöne Augenblicke die ich gerne mit euch erlebt hätte.
813 Kilometer, 4612 Höhenmeter habe ich bereits gemacht, morgen geht es weiter Richtung Gdańsk (Danzig) und es bleibt spannend.
Der Ekelhafte. Engel der Straße.
Finde du schreibst immer voll schön und beschreibend, ich kann es mir immer sehr gut vorstellen und mich hineinversetzen! 🙂
Find es so krass, wieviel man an einem Tag erleben kann, wenn man eine Radtour macht! Lüb
Danke ?
Mit der Jacke des Grauens musst du auf jeden Fall keine Angst mehr vor Kreuzottern und anderen Viechern haben – die machen direkt kehrt oder fallen tot um. ?
? stimmt 🙂 werde ich ab jetzt immer anziehen wenn mir mulmig ist.
Diese Gewächshausjackengeschichte finde ich super, bin dann immer fasziniert welches Level der Ekelhaftigkeit meine Körpergerüche erreichen können! Mein Rekord liegt bei 16!! Immer schön durch polen treten und pierogi ruskie und borschtsch mitnehmen wenn der hunger dich vom bike schubst. schicke liebe und rückenwind!
Ich liege auf einem Campingplatz in Holland im Gras und habe mehrmals laut gelacht, während ich diesen Post gelesen habe 🙂 Ich hoffe, du hast eine schöne Zeit in Danzig. Da ist es sehr hübsch, finde ich. So süß, dass du Rücksicht auf die Kreuznatter genommen hast 🙂 Noch netter, dass du all dein Wasser gespendet hast – und zum Glück nicht selbst verdurstet bist. Ich find es schon, wie offen du über deine Gedanken und Sorgen sprichst!
Aqua es vida!
Ich lese heute zum ersten Mal deinen Blog. Schon toll zu lesen ….. Einfach Menschlich, ehrlich ,Abenteuer for free ??? LG gonzobabbelshit